Händels Oratorium „Der Messias“

Die Essener Domsingknaben und das Junge Tonkünstler Orchester begeisterten. – KEVELAER. Für ihn war „Der Messias” eine Art Comeback: Georg Friedrich Händel, dessen italienische Opern 1740 kaum noch jemand hören mochte, komponierte das großangelegte Oratorium 1741 – und hatte damit riesigen Erfolg. Der Text besteht nur aus Bibelversen, die die Geburt, das Leben und den Tod des neutestamentlichen Christus behandeln – unter Zuhilfenahme prophetischer Texte des Alten Testaments. Heute noch sorgt das Werk für volle Säle. Eine zugkräftigere Werbung als das schmissige „Halleluja” lässt sich ja auch kaum denken.

In der Marienbasilika zu Kevelaer gastierten nun die Essener Domsingknaben und das Junge Tonkünstler Orchester mit diesem Stück – bei freiem Eintritt. Möglich gemacht hatte das die „Junge Musiker Stiftung” aus Liechtenstein. Manfred Jung, ein ehemaliger Bayreuther Wagner-Interpret und jetziger künstlerischer Leiter der Stiftung, dirigierte die Aufführung. Die Kirche war voll besetzt.
Jungs Interpretation des „Messias” war eine Art Gegenentwurf zur verbreiteten historisierenden Aufführungspraxis. Das merkte man besonders am Orchester. Weiche Linien herrschten vor, wobei man durchaus am Detail gefeilt hatte. Das Ergebnis war in sich schlüssig – offenbar hatte sich Jung sehr genau überlegt, wie die musikalischen Phrasen gestaltet werden sollen. Wo innehalten, wo vorwärtstreiben, welche Töne lang und welche kurz spielen – all diese Möglichkeiten waren ausgelotet.
Als Solisten hatte Jung vier exzellente Damen und Herren verpflichtet, die ebenfalls eher einer romantischeren Ausdrucksweise zuneigten. Sehr klangsensibel zeigte sich der helle Sopran Sonja Mäsings. Die Altistin Stephanie Hampl mit ihrem dunklen Timbre überzeugte in geschmeidigen Koloraturen. Pascal Charbonneau (Tenor) sang mit einer warmen, würdevollen Stimme, sehr sicher, gerade in hohen Passagen, während der Bariton Georg Gädker kraftvoll ein volles Vibrato zu Gehör bringen durfte. Akkurat und scheinbar mühelos agierten die Essener Domsingknaben (Einstudierung: Georg Sump).

Zwar hätten die Mittelstimmen ruhig etwas kräftiger ausfallen dürfen. Aber im Ganzen gesehen durfte man staunen über die Homogenität des Klangs. Auch zwei Kevelaerer wirkten übrigens an der Aufführung mit: Chordirektor Markus Belmann am Cembalo und Organist Elmar Lehnen. So kann man zu dem Schluss kommen: ein solch schönes Projekt darf ruhig öfter mal stattfinden.

NRZ Bedburg-Hau, 28.01.2008, Andreas Daams

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