Schumann – stilsicher und edel

von Ruth Ortlinghaus vom 22.06.2010 – Hösel (RP) Liedkunst auf höchstem Niveau: Der Kammerchor Hösel unter Leitung von Dominikus Burghardt präsentierte Werke des Romantikers in einem klug zusammengestellten Programm.

Umjubelt wurde der Ratinger Kammerchor in der voll besetzten Clarenbach-Kirche. Ein Schumann-Abend durfte anlässlich des 200. Geburtstages des berühmten Romantikers im Konzertprogramm des Ensembles nicht fehlen. Dass es in Auswahl und Ausführung ein stil- und glanzvolles Ereignis werden würde war programmiert, denn hohe Gesangskultur in geschliffenem gestalterischem Profil mit klanglicher Transparenz ist das Markenzeichen des Kammerchores. Und immer wieder überrascht der künstlerische Leiter Dominikus Burghardt in der Vielfalt der Programme, die stets einen homogenen inneren Zusammenhang haben, sich in den A capella-Gesängen mit stimmlichen und instrumentalen solistischen Einlagen und Akzenten reizvoll ergänzen. So wurde auch das Schumann-Konzert zur Sternstunde niveauvollen Musizierens.

Präzises Dirigat

Robert Schumann gilt als Inbegriff romantischer Liedkunst. Die fünf ausgewählten Werke aus dem Zyklus „Romanzen und Balladen“ für vierstimmigen gemischten Chor stellten in der rhetorischen Melodienbildung, der harmonischen Komplexität und der rhythmischen Textur, nach romantischen Gedichten berühmter Zeitgenossen, höchste technische Anforderungen an den Chor. Fein nuanciert, kultiviert und in klanglichem Wohllaut führte Burghardt in seinem gewohnt sparsamen, aber präzisen eleganten Dirigat, seinen Chor zu beseelten Intonationen. Da wechselte wunderbare Leichtigkeit vom romantischen Piano (Das Heidenröslein) bis zum jubilierenden Forte ( Jägerlied).

Ein zauberhafter Gegenpart zu den fast heiteren Chorsätzen dann eine Perle unter den Kunstliedern: „Frauenliebe und Leben“ für Sopran und Harfe. Hier wird nach einer Dichtung von Adalbert von Chamisso eine Liebe besungen, die von der scheuen Verehrung bis zum bitteren Schluss mit dem frühen Tod des Geliebten mehr im Himmel als auf der Erde wohnt. Klar und innig, herrlich melodiös in stimmigen Klangbildern, ohne Attitüden und in bestechender Schlichtheit stellte sich die Sopranistin Sonja Mäsing hinter Ton und Text, bezauberte mit makellos edlem Wohllaut, intonierte in lyrisch gebotener Zurückhaltung, mal anbetend, mal freudig und letztlich wehklagend den stilisierten Lebenslauf einer Frau im Biedermeier des 19. Jahrhunderts. Schön filigran, umspielt von Susana Feige, die Harfenbegleitung, die den ursprünglichen Klavierpart meisterlich ersetzte. Himmlische Sphärenklänge entlockte die Ratinger Harfenistin dann ihrem Instrument in der „Fantasie op. 90 für Harfe“ von dem Franzosen Camille Saint-Saens, einem der schönsten Tonschöpfungen des Instrumentes innerhalb der Romantik. Wie schwebend hallten die Harfenklänge durch den Sakralraum, locker und leicht die melodischen Zupfpassagen, auffallend das elegante Gleiten über die Saiten. Den fulminanten Schlussakkord setzte Burghardt mit den selten zu hörenden „Vier Gesängen op. 17“ für Frauenchor, zwei Hörner (Michael Chan-Wong, Nikolaev Christov) und Harfe. Die Harmonie der melancholischen Klangkombinationen von den Instrumenten und der Frauenstimme erklangen ganz in der Stahlkraft des Romantik-Melos. Die Gäste gaben sich nur ungern mit zwei Zugaben zufrieden.

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